Das Rennen war nicht nur dem 10jährigen Jubiläum der Speedway Euro Championship in Güstrow mehr als würdig, es bot auch wirklich außergewöhnlich guten Sport.
Schnell ist man dabei, Superlative zu verwenden, wenn ein so hochklassiges Fahrerfeld am Start ist. Aber in diesem Fall war es nicht nur die auf dem Papier vorhandene Qualität der Fahrer, sondern auch die auf dem Oval gezeigte Leistung, welche die 5000 Zuschauer mehr als begeisterte. Von Beginn an wurde verbissen gekämpft und da die Bahn nach dem vielen Regen verschiedene Linien, welche sich auch während der Veranstaltung veränderten, zuließ, wurde innen, außen und mitunter auch gleichzeitig überholt. Das Rennen entwickelte eine derartige Dynamik, dass es kaum möglich war, die einzelnen Veränderungen in der Reihenfolge wahrzunehmen.
Aber natürlich wäre die Begeisterung auf den Rängen nicht so groß gewesen, wenn nicht die beiden Deutschen in dieser internationalen Konkurrenz kräftig mitgemischt und bedeutsame Akzente gesetzt hätten. Gleich im ersten Durchgang kämpften sie sich an ihren Gegner vorbei und holten jeweils einen zweiten Platz. „Für mich war es so wichtig, gegen diese Konkurrenz auf dieser Bahn anzutreten und ich wollte so gern einen Laufsieg im SEC erzielen“, sagte Norick Blödorn nach dem Rennen. Und genau das gelang dem Youngster in seinem letzten regulären Heat als er sich über alle vier Runden an der Spitze halten konnte. Die Zuschauer feierten ihn auf der Auslaufrunde und es war dem Zweiten von Oster- und Pfingstpokal deutlich anzusehen, was ihm dieser Sieg bedeutete. Tatsächlich reichte es für ihn auch noch zum Einzug in den Last-Chance-Heat, in dem er Dritter wurde.
Kai Huckenbeck, der aufgrund seiner internationalen Erfolge, schon lange nicht mehr in Güstrow zu sehen war, erwischte einen außergewöhnlich guten Abend. Nach dem anfänglichen zweiten Platz konnte er die Bahn richtig nutzen, drifte sofort vom inneren Startplatz weit nach außen in den Griff und ließ seine Maschine auf dem speziellen Güstrower Oval richtig laufen. Mitunter düpierte er die internationale Konkurrenz mit riesigen Vorsprüngen förmlich. So zog er als Punktbester ins Finale ein und wählte ohne Überraschung den äußeren Startplatz, der seiner Fahrweise am meisten entgegenkommt. Eine enorme Spannung lag über dem Stadion, denn mit diesem SEC in Güstrow hatte Kai Huckenbeck noch eine Rechnung offen. Immer wieder war er knapp vor dem großen Erfolg, aber diesmal schien es möglich. „Den Start zum Finale habe ich nicht ganz hinbekommen und dann war Leon Madsen, der eine andere Linie wählte schon zu weit enteilt“, konstatierte der einzige deutsche Grand Prix Teilnehmer abgeklärt nach dem Rennen. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass er mit einem kämpferischen Ritt unter dem Jubel der Zuschauer den EM-Führenden Patry Dudek noch überholen konnte und so auf die zweite Podeststufe bei der Siegerehrung klettern durfte. „Ich freue mich sehr über diesen Erfolg und konnte die Bahn so nutzen wie ich es gern mag“, fügte er hinzu und vielleicht ist die Geschichte von Kai Huckenbeck und dem SEC in Güstrow damit noch nicht auserzählt. An diesem Abend interessierte es aber niemandem im Stadion, denn die Begeisterung, dieses Rennen erlebt zu haben mit dem beeindruckenden deutschen Erfolg, war gewaltig.
Leon Madsen holte nach vielen zweiten Plätzen beim SEC in Güstrow endlich einen Sieg. „Der Fluch ist gebrochen“, sagte der Gewinner im Interview und Patryk Dudek geht mit seinem dritten Platz als EM-Führenden in die nächsten beiden Finalrunden in Leszno und Pardubice.
Team Bahnsport
Text: GM
Bild : B.Quaschning
Ergebnis TAURON SEC Runde 2 in Güstrow
1.Leon Madsen (Dänemark) 15
2. Kai Huckenbeck (Deutschland) 16
3. Patryk Dudek (Polen) 13
4. Kacper Woryna (Polen) 9
5. Norick Blödorn (Deutschland) 9
6.Andzejs Lebedevs (Lettland) 9
7. Nazar Parnitskyi (Ukraine) 9
8. Dimitri Bergé (Frankreich) 8
9. Rasmus Jensen (Dänemark) 7
10. Timo Lahti (Schweden) 7
11. David Bellego (Frankreich) 7
12. Michael Jepsen Jensen (Dänemark) 6
13. Marko Levishyn (Ukraine) 4
14. Szymon Wozniak (Polen) 4
15. Mateusz Cerniak (Polen) 3
16. Tom Brennan (Großbritannien) 0
Zwischenwertung Europameisterschaft:
1.Patry Dudek 28, 2. Kacper Woryna 24, 3. Leon Madsen 23, 4. Andzejy Lebedevs 21, 5. Michael Jepsen Jensen 18, 6. Dimitri Berge 17, 7. Nazar Parnitskyi 16, 8. Kai Huckenbeck 16, 9. Rasmus Jensen 14, 10. Szymon Wozniak 14